Neues Buch des Museum Gherdëina
Frühes Gröden
Josef Nössing zeichnet Siedlungsanfänge nach, Cristian Kollmann die Ursprünge von Hof- und FlurnamenWeil zwischen den archäologischen Funden und der ersten Erwähnung Grödens ein Jahrtausende währendes Loch klafft, waren einige Forscher bisher von einer späten Besiedlung des Tals ausgegangen. Im Auftrag des Museum Gherdëina haben der Historiker Josef Nössing und der Sprachwissenschaftler Cristian Kollmann nun nachgewiesen, dass diese Annahme nicht länger zu halten ist. Ihre Erkenntnisse über die Siedlungsanfänge des Tals haben sie in einem Buch aufgearbeitet.
„Frühes Gröden“ ist der Titel des Buchs, das in diesem Herbst im Eigenverlag des Museum Gherdëina erscheint. In ihm steckt jahrelange akribische Forschungsarbeit, in der Nössing und Kollmann die frühe Geschichte der Höfelandschaft und die Besiedlung des Tals unter die Lupe genommen haben. Weil schriftliche Zeugnisse bis um das Jahr 1000 fehlen, hat Josef Nössing die Siedlungslandschaft analysiert, die neuesten Forschungsergebnisse der Mittelalterarchäologie ausgewertet und sich mit der europäischen Straßenforschung befasst, während Cristian Kollmann Ursprünge und Bedeutung von frühen Orts-, Hof- und Flurnamen offenlegt.
Dank dieser nicht nur für die lokale Geschichtsforschung neuen Methode und der Kombination mehrerer Forschungsfelder konnten die beiden Wissenschaftler vorführen, dass Gröden sehr viel früher als bisher angenommen dauerhaft besiedelt worden ist, und zwar bereits in vorrömischer Zeit. Zudem konnten neue Erkenntnisse zur herrschafts- und wirtschaftsgeschichtlichen Bedeutung Grödens im frühen Mittelalter gewonnen und so eine Brücke zwischen den archäologischen Erkenntnissen aus der Vorgeschichte und den ersten schriftlichen Quellen im frühen Mittelalter geschlagen werden.
Die Studien von Nössing und Kollmann, die nun in einer rund 200 Seiten umfassenden Publikation mit Grafiken, Lageplänen und Bildmaterial gesammelt und aufgearbeitet worden sind, füllen eine bedeutende Lücke in der Erforschung der Grödner Wurzeln. Zudem räumen sie mit dem Vorurteil auf, Gröden habe siedlungsgeschichtlich bis zur ersten Jahrtausendwende n. Chr. keine Rolle gespielt.
Bereichert wird das Buch zudem durch eine Reihe von Schwarz-Weiß-Aufnahmen des Wirtschaftsgeographen Wilhelm Lutz. Sie stammen aus dem Jahr 1956, sind also noch vor dem wirtschaftlichen Wandel in Gröden entstanden und lassen noch deutlich die landwirtschaftliche Struktur des alten Siedlungsbildes erkennen.
Finanziert wurde die vom Museum Gherdëina in Auftrag gegebene umfassende Forschungsarbeit vom Amt für Sprachminderheiten der Region Trentino-Südtirol, während das neue Buch des Museums dank der finanziellen Unterstützung durch die Landesabteilung Ladinische Kultur, die Stiftung Südtiroler Sparkasse sowie private Sponsoren möglich wurde.
Buchvorstellung mit den Autoren am 23. November 2023, 18 Uhr - Kulturhaus, St. Ulrich
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Von links: Theodor Rifesser, Matthias Höglinger, Tobias Nocker, Karin Mahlknecht Sanoner, Ivo Senoner, Mathias Stuflesser, Adolf Hofer, Tobias Moroder, Irmtraud Heitmeier, Josef Nössing, Cristian Kollmann, Flavia Pancheri Friesenecker, Ingrid Runggaldier Moroder, Paulina Moroder.