C + M + Balthasar

Ein afrikanischer König in der Kunst des Mittelalters bis ins 20. Jahrhundert

Vortrag von Jamila Moroder, Kunsthistorikerin

am 6. Dezember 2022 um 20 Uhr
im Museum Gherdëina, Cësa di Ladins in St. Ulrich

Dieser Vortrag ist der Darstellung des afrikanischen Königs in der Ikonographie der Heiligen Drei Könige gewidmet, von seinem ersten eindeutigen Erscheinen im Spätmittelalter in Böhmen bis hin zu seiner Verbreitung und Popularität in ganz Europa. Die Referentin zeigt den globalen kulturgeschichtlichen Hintergrund auf, anhand dessen nachvollzogen werden kann, wie sich Balthasars Darstellung vom königlichen Diener hin zum ehrenhaften König gewandelt hat. Die Untersuchung der Darstellungen von Balthasars Figur über Jahrhunderte hinweg zeigt auch auf, wie sich der politische, religiöse und kommerzielle Austausch zwischen dem europäischen und dem afrikanischen Kontinent in der Vorstellung und Darstellung dieser biblischen Figur unmittelbar widerspiegelt. Ausgewählte Werke mit dem Motiv der Anbetung der Könige aus der Ausstellung im Museum Gherdëina sowie Fresken und Altarbilder aus Südtirol, in denen Balthasar als Schwarzer* afrikanischer König dargestellt ist, werden mit bekannten Gemälden von Memling, Mantegna, Dürer, Bosch, Rubens u.a. in Verbindung gebracht.

Nach dem Vortrag laden wir zum geführten Rundgang mit der Referentin durch die Weihnachtsausstellung ein.


Jamila Moroder ist eine Kunstforscherin, die sich für die Verflechtungen von Kunst, Farben, Kleidung und Politik interessiert. Seit 2021 ist sie Teil eines Programms des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) zwischen Studierenden, Forscher*innen und Künstler*innen aus Marokko und Deutschland. Sie hat ihren Master in Kunstgeschichte im globalen Kontext mit Schwerpunkt Afrika 2020 an der Freien Universität Berlin erworben.

*„Schwarz“ soll hier auf die politische Selbstbezeichnung und gesellschaftspolitische Zugehörigkeit verweisen und nicht eine biologische Eigenschaft und Naturalisierung einer rassistischen Kategorie bezeichnen.