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Objekt des Monats

 

Mohnstampfe und Deckel

 
mit eingeritztem Kreuz Christi, 1800 ca.
im Schaufenster der Cësa di Ladins / Verbindung La Curta


Allein wegen seiner vielseitigen Verwendung als Ölpflanze, Gewürz-, Nahrungs-, Heil- und Rauschmittel nimmt der Mohn aus kulturhistorischer Sicht über die Zeiten einen herausragenden Stellenwert ein. Hinzu kommt seine bedeutende Rolle in der Mythologie, im Volksglauben, in Kunst und Literatur jener Völker, deren Geschichte er prägen half.
Schlafmohn (Papaver somniferum) ist im Alpenraum schon seit Ötzi's Zeiten nachweisbar. Für die Tiroler Bergbauern war er seit dem frühen Mittelalter eine jener essenziellen Zutaten festlicher Gerichte, die dem Jahreslauf ein besonderes Gepräge gaben.
Der radikale Wandel, den die Landwirtschaft und ihre Ökonomie auch in Tirol in den letzten 50 Jahren erfahren haben, ist auch am Mohn nicht spurlos vorbeigegangen: Er wird hierzulande fast nur als exotisches Relikt vergangener Zeiten angebaut.

Ob als festliches Gebäck oder als Zutat karger Fastenzeitgerichte: Über Jahrhunderte haben Kinder und Erwachsene im Land im Gebirge die Freude an der Schönheit blühenden Mohns und die Sehnsucht nach allzu seltenen Süßigkeiten ein Leben lang erfahren.
 
 
(Textauszug aus dem Katalog PAPAVER. Der Mohn in Mythologie, Volksmedizin, Speise- und Sachkultur Tirols, 2015)
Mohnstampfe, 1800 ca. (© Foto: Museum Gherdëina)
Mohnstampfe, 1800 ca. (© Foto: Museum Gherdëina)
Mohn im Hausgarten (© Foto: Siegfried de Rachewiltz)
Mohn im Hausgarten (© Foto: Siegfried de Rachewiltz)
Ernte der Mohnkapseln (© Foto: Siegfried de Rachewiltz)
Ernte der Mohnkapseln (© Foto: Siegfried de Rachewiltz)