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Das Museum

Das Museum Gherdëina in der Cësa di Ladins in der Ortsmitte von St. Ulrich wurde am 7. August 1960 eröffnet.
 
Seit damals ist das Museum zwei Mal (1972 und 1985) erweitert worden und bereits 2007/07 wurden in Zusammenarbeit mit der Fakultät für Architektur der Universität Innsbruck erste Überlegungen rund um einen weiteren Umbau angestellt.

Das breite Interesse der Museumsgründer spiegelt sich in der Vielfalt der Sammlungen wieder. In ihrer Gesamtheit sollten sie allerdings nicht nur das reiche Kulturerbe Grödens sichtbar machen, sondern auch dessen Entwicklung in verschiedensten kulturellen Bereichen.
So reicht die Palette der Ausstellungsbereiche heute von der Bildung der westlichen Dolomiten und der damit einhergehenden Entwicklung des marinen und terrestrischen Lebens über die Ur- und Frühgeschichte mit den ältesten Zeugnissen menschlichen Lebens in Südtirol bis hin zur traditionellen Holz- und Bildschnitzerei, zum in Heimarbeit gefertigten Holzspielzeug oder zum filmischen Erbe von Luis Trenker.

Schon dieser Blick zeigt, dass die Sammlungen des Museum Gherdëina eine Vielzahl an Fachbereichen umfasst: die Geologie, Paläontologie und Mineralogie, die alpine Fauna und Floria, die Archäologie und Volkskunde sowie das Kunsthandwerk, die Schnitzerei und Malerei. Als einzigartige kulturelle Zeugnisse von überregionalem Wert sind ohne Zweifel das Fastentuch von St. Jakob (1620/30) sowie die Rötelzeichnungen von Bierjun aus dem Jahr 1490 zu nennen. Seit 2004 beherbergt das Museum zudem den Nachlass des berühmten Südtiroler Bergsteigers und Filmregisseurs Luis Trenker, dem ein eigener Ausstellungsbereich gewidmet ist.
 
 

Die Geschichte

Das Museum Gherdëina wird von einem Verein geleitet, der 1958 von Freiwilligen gegründet wurde, und zwar mit dem Ziel, die Zeugnisse der lokalen Identität, Geschichte und Tradition vor jenen Umwälzungen zu bewahren, die die Industrialisierung des Handwerks und die Entwicklung des Tourismus ausgelöst hatten. So sollte das ladinische Kulturerbe an die kommenden Generationen weitergegeben werden. Seinen Sitz hat das Museum in der Cësa di Ladins, im „Haus der Ladiner“ also, das in der Ortsmitte von St. Ulrich liegt. Das Gebäude selbst ist Eigentum des gemeinnützigen Vereins „Union di Ladins de Gherdëina“ (ULG) und wurde am 10. August 1960 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Satzung des Vereins wurde am 4. April 1970 in Bozen notariell beurkundet. Der Vorstand besteht aus sieben ehrenamtlichen Mitgliedern mit Stimmrecht sowie drei Mitgliedern, die die Gemeinden St. Ulrich, St. Christina und Wolkenstein vertreten und beratend, also ohne Stimmrecht im Gremium vertreten sind.
 
1960-1969: In den Anfangsjahren sammelte der Verein dank des Engagements seiner ehrenamtlichen Mitarbeiter Kulturgüter, die für das kollektive Gedächtnis und die Identität von großer Bedeutung sind. 1969 erwarb das Museum eine große private Sammlung von Kunstwerken und Holzspielzeug aus Gröden aus den Jahren 1750 bis 1930, und zwar mit Beiträgen des Ministeriums bzw. des Vize-Regierungskommissars sowie von privaten Förderern. Schon in seinen Anfangsjahren erzählt das Museum anhand seiner Sammlungen also die Geschichte der Kunst und Kultur des Tals sowie die Entwicklung der geologischen Formationen und des natürlichen Erbes der Dolomiten.

1970-1985: Auch dank der wissenschaftlichen Forschung, die man in der Zwischenzeit in Kooperation mit dem Denkmalamt, Forschern von italienischen (Ferrara, Abteilungen für Geologie und Frühgeschichte) und europäischen Universitäten sowie mit regionalen und ausländischen Museen (Deutschland, Österreich, Schweiz, England) aufgenommen hat, erweitert das Museum seine Sammlungen um neue Abteilungen. Zugleich können die Ausstellungs- und Archivräume mit Hilfe zweier Erweiterungen des Gebäudes (1970, 1985), die vom Land Südtirol und den drei Grödner Gemeinden St. Ulrich, St. Christina und Wolkenstein unterstützt wurden, bedeutend vergrößert werden.
 
1986-2006: Das Museum bleibt ein nicht eingetragener Verein, gründet aber eine Organisation mit einem kleinen Mitarbeiterstab, die durch Beiträge von Gemeinden und Land unterstützt wird. Dies ermöglicht die Ausweitung der Ausstellungs- und Publikationstätigkeit des Museums und die Organisation jährlicher Wechselausstellungen, wobei eine aktive Rolle in verschiedensten Bereichen übernommen wird: von Forschung und Bildung über die Sensibilisierung und Ausbildung junger Menschen bis hin zu gemeinsamen Projekten mit Schulen verschiedener Stufen, die mit dem Ladinischen Landesschulamt vorangetrieben werden. Erwähnenswert sind auch die in den diesem Zeitraum durchgeführten Studien, die vergessene Kapitel der Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Tals wieder ins Gedächtnis rufen. Dazu gehören die Produktion von Holzspielzeug oder die Werkstätten für sakrale Kunst im 19. und 20. Jahrhundert, deren Bedeutung durch den Export nach ganz Europa und Übersee eine Bedeutung entfalten, die weit über das Tal hinausgeht.
 
2007-2022: Die Einstellung einer hauptamtlichen Direktorin 2007 ermöglichte die Ausweitung der Bildungsprogramme für Familien und Touristen sowie die Initiierung neuer Dokumentations-, Forschungs- und Ausstellungsprojekte in Zusammenarbeit mit drei Mitarbeitern, ehrenamtlichen Helfern und externen Experten. Von aktueller Bedeutung sind die systematische Dokumentation des architektonischen Erbes (mehr als 1000 ländliche Gebäude und historische Bauernhöfe in Gröden, 2008-2011), die den Grödner Bauernhöfen (mejes) gewidmete Wanderausstellung, die Herausgabe eines Katalogs mit hochwertigen Architekturfotos der Bauernhöfe (Officina Libraria, Mailand 2019-2020) sowie die Virtual Reality zur Präsentation des Fischsauriers von der Seceda (2021), der als Fund von großer wissenschaftlicher Bedeutung gilt und in der Abteilung Geopaläontologie ausgestellt ist. Das Museum Gherdëina ist heute in ein komplexes Netzwerk von Museums-, Bildungs- sowie Forschungsverbänden und -institutionen eingebunden, mit denen es auf lokaler, regionaler und internationaler Ebene zusammenarbeitet. Eine lange Tradition hat auch die Zusammenarbeit mit den örtlichen Tourismusverbänden zur Förderung von Museumsbesuchen und geführten Ausflügen im Rahmen des Programms „Val Gardena Active“.
 
2023: Die Gemeinde St. Ulrich arbeitet derzeit an einer Erweiterung der Ausstellungsräume des Museums Gherdëina im Rahmen des Projekts zur Renovierung der Räumlichkeiten in der Cësa di Ladins. Als Grundlage dient dabei ein internationaler Architekturwettbewerb, der 2022 mit der Bekanntgabe des Gewinners abgeschlossen wurde. Zudem geht es um die Aktualisierung der Satzung von 1970, die der Verwaltungsrat des Museums der Mitgliederversammlung vorzulegen hat, um die Registrierung auf Landesebene und die Eintragung in das Nationale Verzeichnis des Dritten Sektors zu ermöglichen.